Digitaler Minimalismus – vom digitalen Ballast befreit
Vor langer Zeit habe ich einmal darüber geschrieben wie toll die Digitalisierung im Zusammenhang mit Minimalismus sein kann: Zeitersparnis, keinen Papierkram und so weiter. Diese Meinung teile ich nach wie vor und stehe der Digitalisierung positiv gegenüber.
Nur irgendwann habe ich festgestellt, dass meine Passwortmamager Datenbank immer größer wurde. Zeitweise hatte ich über 140 Logins von Diensten an die ich mich teilweise nicht mehr erinnern konnte. Es wurde Zeit einmal auszumisten…
1. Unnötige Accounts gelöscht
Als erstes habe ich mir angeschaut auf welche Accounts ich ohne Weiteres verzichten kann und das waren einige. Meistens waren es irgendwelche Shops, bei denen man sich als Kunde registrieren musste.
Manchmal gibt es die Möglichkeit seinen Account eigenhändig zu löschen. Nicht selten ist man gezwungen in den FAQ auf die Suche zu gehen oder den Support anzuschreiben, was manchmal ein wenig lästig ist. Aber es funktioniert.
Ich achte jetzt häufiger auf Shops bei denen man als Gast oder via PayPal Express ohne Registrierung einkaufen kann.
Ich kenne viele Menschen, denen es egal ist ob sie irgendwelche toten Account haben. Mit lässt es jedenfalls keine Ruhe und ich will, dass meine Daten aus der Datenbank verschwinden.
2. Unnötige E-Mails abbestellt
Ich rede hier nicht von Newslettern, die sich in der Regel schnell abbestellen lassen, sondern von E-Mails die über jedes Geschehen informieren wie z.B.: “Dein Freund XYZ ist XYZ beigetreten” oder “Du hast soundso viele Likes, Kudos, whatever bekommen”. Solche Mails lassen sich oftmals nur tief in den Account-Einstellungen abbestellen.
Allerdings gibt es Dienste wie Strava, bei denen es mich tatsächlich interessiert, ob sich ein Freund registriert hat. In solchen Fällen lasse ich mir dann (wenn möglich) Push-Nachrichten der jeweiligen App auf das Smartphone senden. Es gibt fast nichts nervigeres als unnötige E-Mails.
3. Amazon Prime gekündigt
Ich bin seit dem Jahr 2000 Amazon Kunde und hatte lange Zeit eine Prime Mitgliedschaft. Aber wofür? Amazon Video habe ich so gut wie nie genutzt. Gleiches gilt für Amazon Music, sowie den DRM verseuchten Kindle e-Books.
Viel zu schnell wird man verleitet mal eben ein Kabel oder andere Kleinigkeiten zu kaufen. Wieviele sinnlose Käufe gibt es alleine durch die Amazon Prime Days? Von den ganzen Retouren will ich gar nicht erst reden. Kostenloser Versand bis zum nächsten Werktag ist ja ohnehin eine Selbstverständlichkeit.
Ich will Amazon nicht verurteilen, aber ich brauchte das alles nicht (mehr) und kann mir die 70€ Jahresgebühr sparen. Amazon ist einer der größten Konsumbeschleuniger überhaupt.
4. Facebook gelöscht
Ich habe mich schon vor langer Zeit von Facebook verabschiedet, will es hier aber noch einmal erwähnen. Diese Entscheidung habe ich bisher keinen Tag bereut. Für mich ist Facebook mit Abstand der überflüssigste Internetdienst.
Okay, ich bin noch bei Instagram. War dort aber schon lange vor der Facebook-Übernahme und kann damit noch irgendwie leben.
5. Auf (Online) News verzichten
Nachrichten verfolge ich seit Jahren nicht mehr gezielt und sehe immer wieder wie Menschen von schnellen Internetschlagzeilen getriggert werden.
Als der Corona Virus seinen Höhepunkt entgegen gefiebert ist habe ich mich selber dabei erwischt, wie ich wieder tagtäglich die Nachrichtenlage verfolgt habe. Es hat aber nicht lange gedauert, da wurde mir wieder bewusst wie anstrengend, nervenaufreibend und sinnlos eine derartige Flut an Informationen ist.
Das Internet macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger.
Abgewandeltes Marcel Reich-Ranicki Zitat
6. Weniger Cloud-Dienste
Meinen Passwortmanager habe ich tatsächlich lange Zeit über die Cloud synchronisiert. Heute mache ich das nicht mehr und verzichte lieber auf etwas Komfort, um mehr Sicherheit zu haben. Besonders dann, wenn man das Internet intensiv benutzt.
Ich synchronisiere meine RSS Feeds auch nicht mehr über Feedly, sondern lokal. Das geht viel zuverlässiger und schneller. Die Umstellung habe ich gleich genutzt, um meine abonnierten Feeds auszumisten.
Cloud-Dienste lehne ich nicht grundsätzlich ab, aber auch hier gilt: weniger ist mehr.
7. Das Smartphone mal häufiger zu Hause lassen
Ich bin jemand der sein Smartphone schon sehr intensiv benutzt, lasse es aber hin und wieder gezielt Zuhause liegen. In der Regel verpasst man ohnehin nichts und ein Großteil der Benachrichtigungen sind überflüssig.
Das Internet ist Fluch und Segen zugleich.
2 Kommentare
Andreas Moser
Ich habe kein Smartphone,
schalte oft alle Geräte aus, um mich auf ein Buch zu konzentrieren,
und mindestens einen Tag in der Woche halte ich komplett internetfrei: https://andreas-moser.blog/2019/07/02/sabbat/
Daniel
Ich war letztes Jahr im Urlaub und hatte so gut wie kein Netz. Am Anfang war es zugegebenermaßen ein wenig ungewöhnlich, aber man gewöhnt sich schneller dran als man denkt. So sehr ich das Internet mag, so sehr wird es auch überbewertet und raubt einem Zeit für sich.