Laufen mit Ü40: Bin ich alt oder bilde ich mir ein alt zu werden?
Eigentlich habe ich mir nie ernsthaft Gedanken um mein Alter (Stand Januar 2020: 42 Jahre) gemacht. Nicht als ich mein erstes ergrautes Härchen gefunden habe und auch nicht als mir mein Hausarzt eine Vorbeugeuntersuchung für Männer im „Problemalter“ ans Herz gelegt hat.
Warum auch? Ich versuche mich bewusst zu ernähren, bewege mich weit aus mehr wie viele andere Altersgenossen, halte mich von negativen Menschen fern, besitze seit Jahren keinen Fernseher, ignoriere Nachrichten und meide Facebook. Alles Gewohnheiten die mir für’s erste weitere graue Haare ersparen sollten.
Wäre da nur nicht der Körper…
Es ist nicht mein Schweinehund, es ist viel mehr mein Körper der sich jetzt öfters zu Wort meldet.
- Während und nach dem Laufen spüre ich meine Knochen deutlich mehr wie in den Jahren zuvor.
- Mir fehlt die Spitzigkeit von früher, viele Aktivitäten fallen mir etwas schwerer als sonst.
- Ich bin langsamer geworden.
- Meine Regnerationsphasen sind jetzt definitiv länger und mein Körper braucht mehr Schlaf als sonst.
Besonders letztes Jahr hatte ich das Gefühl so wenig Sport gemacht zu haben wie schon lange nicht mehr. Daraufhin habe ich mir mal alle meine Aufzeichnungen seit 2011 angeschaut und festgestellt, dass mein Pensum relativ konstant geblieben ist.
Zahlenspiele hin oder her, es ändert nichts an der Tatsache das mir mein Körper etwas sagen will und dementsprechend habe ich meine bisherigen Lauf(an)gewohnheiten verändert:
- Ich zwinge ich mich nicht mehr auf die Straße. Früher habe ich das ganz gerne gemacht um die von mir angepeilte Anzahl an Wochenkilometern zu erreichen.
- Ich laufe jetzt öfters zu zweit. Inzwischen genieße ich es mit einem Kumpel entspannt meine Runden zu drehen und dabei zu quatschen ohne auf die Uhr zu schauen. Männergespräche…
- Ich gehe öfters wandern. Besonders im Urlaub habe ich Gefallen am Wandern gefunden und lasse dafür mal meine Laufschuhe stehen.
- Ich schlafe länger. Hier merke ich besonders stark wie sich mein Körper die Erholung nimmt die er braucht.
Seit dem habe ich wieder ein besseres Gefühl beim Sport und ich fühle mich ein wenig darin bestätigt, dass es wohl am Älterwerden liegt.
Ja, man ist immer so alt wie man sich fühlt und wahrscheinlich bin ich 20x fitter wie manch Zwanzigjähriger. Aber weil ich jetzt kurz vor der Lebensmitte stehe habe ich nicht im geringsten das Bedürfnis den Sugar Daddy zu spielen oder mir einen luftgekühlten Porsche zu kaufen. Es ist gibt schlimmeres im Leben als älter zu werden, nur merke ich das sich bei mir etwas ändert und ich mein Pensum dementsprechend anpassen muss.
5 Kommentare
ultraistgut
Ach ja, Daniel, da muss ich doch ein wenig schmunzeln, als ich diesen Post lese. Du bist in einem Alter, in dem ich erst mit meinen besten Laufzeiten ungefähr begonnen hatte – und das war bekanntlich nicht der Anfang, sondern es wurde noch viel besser in den darauffolgenden Jahren.
Bin um einiges älter als du und spüre jetzt, dass ich nicht mehr so laufen kann wie früher, aber in meinem Alter gibt es noch die wenigsten, die so viel laufen wie ich,ein Grund mehr, es zu tun, aber ich schiele nicht nach weiteren Abenteuern, ich habe alles erlaufen, was ich mir erwünscht hatte und bin so froh, dass ich heute ohne Zwang so viel,so wenig, so oft laufe, wie mir gerade danach ist.
42 Jahre – das beste Alter für Läufe jeder Art – und du hast – so du möchtest – so viele Chancen, dich zu verbessern – entweder in zeitlicher, als auch in ausdauernder Hinsicht – ich spreche aus Erfahrung.
Ob das ein Trost für dich ist ?
Daniel
Ja.
Oliver
Hey Daniel, ich hab in deinem jetzigen Alter erst angefangen mit der regelmäßigen Lauferei und kann dich beruhigen: du hast die besten Jahre erst noch vor dir 🙂
André
Hallo Daniel,
Ich kann mich „Oliver“ und „ultraistgut“ nur anschließen.
ich bin Bj. 1967 und war eigentlich immer in Bewegung. Das Laufen ansich habe ich für mich wiederentdeckt Anfang 2011. Im April 2014 im zarten Alter von 47 Jahren gipfelte diese lange Vorbereitung in meinem 1. Marathon in Enschede in einer Zeit die ich mir 2011 nicht hätte träumen lassen. Aber es ist wie es ist! Wenn einem etwas wichtig ist dann nimmt man sich die Zeit dafür oder man muss sich die Zeit dafür nehmen. Ähnlich deiner radikalen Lebensstiländerung. Für das Laufen oder sich bewegen ist es nie zu spät man sollte nur akzeptieren das der Körper einfach nachlässt im Alter was aber keine Schade ist. Ne Bestzeit in einer neuen Altergruppe anzupeilen ist ja nicht das schlechteste.
Übrigens die Zeit in Enschede war eine 2 Stunden 58 Minuten und da ich noch Spass drauf hatte den Münster Marathon im September 2014 zu laufen habe ich diesen gleich drangehängt in einer Zeit von 3 Stunden und 12 Minuten.
Gruß aus den westfälischen Baumbergen
André
“ Wer nicht vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke“
Daniel
Hallo Andre,
danke für deine Schilderung. Gelassenheit ist wahrscheinlich die beste Methode um damit umzugehen.
Dann sind wir ja fast Nachbarn…