Mein persönliches Resümee nach 13 Jahren Laufsport
Seit 2009 gehöre ich zu diesen komischen Menschen die sich bei Wind und Wetter in ihre Laufschuhe quälen. Heute ist das Laufen für mich so alltäglich wie der Gang zur Toilette.
Auch nach 13 Jahren kann ich sagen, dass Laufen hat mein Leben komplett verändert und in ganz andere Bahnen gelenkt.
Anmerkung: Dieser Artikel wird fortlaufen aktualisiert.
2009: Am Anfang war der Schweinehund
Im Spätsommer 2009 bin ich in ein abgelegenes Waldstück gefahren um meine nicht vorhandene Kondition zu testen. Ich habe mich gequält, mit Mücken rumgeplagt und geschwitzt wie die letzte Sau, aber: ich bin dran geblieben und den Kampf mit meinem Schweinehund aufgenommen.
Nach und nach habe ich meine Streckenabschnitte immer etwas erweitert und irgendwann die 5 Km geknackt. Das war für mich ein absoluter Meilenstein und bis heute mein schönster Erfolg; denn damit fing alles an.
Nach 3 Monaten habe ich die 8 Km Marke geknackt und bin nicht mehr in den Wald gefahren.
2010: Bin ich jetzt ein Läufer?
Die Begeisterung stieg von Mal zu Mal und im Frühjahr 2010 bin ich das erste Mal in meinem Leben 11 Km gelaufen. Kaum zu glauben, aber bis dahin habe ich 30€ Sportschuhe vom Discounter-Wühltisch getragen.
Immer häufiger kamen aus meinem Umkreis Aussagen wie: „Ist das noch alles gesund was du da machst?“. Mich hat es angespornt weiter zu machen.
Ich habe mich das erste Mal als Läufer wahrgenommen und mir in einem Fachgeschäft ein Paar Brooks Adrenaline GTS gegönnt, die bis heute meine Lieblingsschuhe sind.
2011: Der vorläufige Höhepunkt
2011 war mein intensivstes Sportjahr. Ich gehörte nicht mehr zu den blutjungen Anfängern und konnte ohne Probleme größere Distanzen absolvieren.
In manchen Wochen durfte keine Strecke unter 10 Km sein, sogar die Halbmarathon-Distanz über 21,096 Km war für mich keine Hürde mehr. Kurz darauf folgte meine bisher längster Lauf über 26 Km.
Ich habe bestimmt 5 Tage die Woche Sport getrieben und war ständig in Bewegung. Meine Körper habe ich keine Ruhe gegönnt. Warum auch? Es lief ja.
2012: Mein Körper meldet sich zu Wort
Das intensive Jahr sollte nicht ganz spurlos an mir vorüber gehen. Auf einmal war die Motivation im Keller und mein rechtes Knie wurde von einer Schleimbeutelentzündung heimgesucht.
Nach 3 Wochen war ich wieder fit, hatte aber nicht mehr das Feuer in mir und habe es langsamer angehen lassen. Heute bin ich davon überzeugt, dass mein Körper dringend eine Ruhepause gebraucht hat.
2013 – 2016: Wettkampf Premiere
Im April 2013 bin ich in Hamburg beim Wilhelmsburger Insellauf meinen ersten Wettkampf gelaufen. Danach habe ich hier und da mal an einem Wettbewerb teilgenommen. Letzten Endes habe ich festgestellt, dass mich solche klassischen Laufveranstaltungen nicht reizen.
In den kommenden zwei Jahren war das Laufen für mich reine Routine. Mir fehlte die Leidenschaft.
2017 – 2020: Lost
Es folgte ein Motivationstief. Ich hatte Angst meine jahrelang antrainierte Disziplin zu verlieren. War der Schweinehund wieder da?
Irgendwie habe ich es immer wieder geschafft mich nach draußen zu schleppen. In der Hoffnung, dass mein Motivationstief irgendwann vorüber geht. Aus Läufersicht war es für mich eine wirklich trostlose Zeit.
2021 – 2022: Das Glück des Tüchtigen
Und dann hat es 2021 auf einmal wieder „Klick!“ gemacht. Keine Ahnung warum. Es lief wieder. Ich bin zwar nicht jünger geworden, aber mein Elan war wieder da.
2022 bin ich dann endlich meine ersten 30 Kilometer gelaufen. Warum erst nach 13 Jahren? Weil ich dazu bereit war.
Was habe ich nach 13 Jahren gelernt?
Es ist egal wie weit, wie lange oder wie schnell du läufst. Hauptsache du bleibst irgendwie in Bewegung.
Halte dich von Menschen fern die dir deinen persönlichen Erfolg nicht gönnen.
Messe dich nicht ständig mit anderen Läufern.
Egal wie beschissen es dir geht, egal wie viele Selbstzweifel dich plagen, egal wie viel Stress du gerade hast: mache einfach weiter.
Ich habe noch nie einen Lauf bereut.
7 Kommentare
Im Trott
So Laufgeschichten zu lesen ist immer wieder interessant.
Ich wollte und habe irgendwie immer Sport gemacht als ich berufstätig wurde. Aber immer nur ein bisschen.
Dann schaffte ich mir die Wii an und machte da so meine regelmäßigen Übungen. Dazu gehörte auch auf der Stelle laufen. Die „Strecken“, die dabei erreicht werden können, sind ein kleines bisschen unrealistisch… Aber naja. 2009 verleitete es mich, mich zum JP Morgan Corporate Chase in Frankfurt anzumelden. Dafür musste ich das erste Mal auf die Straße.
Mein Laufanfang ist nun auch schon über 4 Jahre her. Ich laufe unterdessen bei jedem Wetter. Große Laufziele habe ich mir keine vorgenommen, außer: mach es. Egal wie viel, geh raus und lauf. Das überrumpelt meinen inneren Schweinehund. Und häufig laufe ich etwas mehr, als ich mir vorgenommen habe.
Da ich zusätzlich auch versuche, alle Muskeln zu trainieren, habe ich zugenommen. Ca. 4 Kilo. Aber das ist okay so. Muskeln wiegen halt was. 😉
Wenn ich mal einen Lauf auslasse, wegen Termine, Unlust oder Krankheit, dann merke ich, dass bald das Gefühl kommt, ich müsste wieder laufen. Ich habe doch seit 100 Jahren keinen Lauf mehr absolviert. Mit dem Blick auf dem Kalender stelle ich fest, nee nur 1 Woche nicht. Laufen ist in meinem Alltag integriert. Ohne fehlt mir was. 😀
Pooly
Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Nach 1 Woche merke ich auch immer das mir etwas fehlt und ich werde dann ein wenig unleidlich. Ein Leben ohne Bewegung/Sport/Laufen kann ich mir inzwischen auch nicht mehr vorstellen.
Ich will gar nicht darüber nachdenken wenn ich das alles nicht mehr machen könnte…
ad
Wie jetzt? Keinen Marathon laufen? Das gehört doch dazu! 😉
Spass beiseite: momentan sehe ich mich nicht mehr auf der Distanz. Geht doch arg an die Substanz. Hätte ich nie gedacht, zumal es in der Vorbereitung nie Probleme gab. Nach den 30ern hatte ich nie Schmerzen. Die paar Kilometer mehr – zack – Knie zickt seit Wochen rum. 🙁
Pooly
Bei mir ist es ähnlich. Wenn ich an die 30 Km gehe, dann will der Körper nicht mehr. Wenn du ausschließlich läufst, dann würde ich vielleicht mal zum Ausgleich ins Fitnessstudio gehen.
O-Jay
Gerade mit dem letzten Absatz kann ich mich ziemlich gut identifizieren. Ich laufe seit 2000 und war eigentlich immer eher der Wohlfühlläufer als der Wettkampftyp. Gerade zum Laufen gehört für mich die Einsamkeit in der Natur. So mit Hunderten bis Tausenden um mich herum fehlt mir irgendwie der Genuss.
Pooly
Absolut. Ich war schon des öfteren in größeren Städten joggen. Das ist nicht mein Ding. Der ganze Verkehr um einen herum und ständig musst du irgendwelchen Leuten ausweichen. Hier bin ich ruckzuck mitten in der Natur.
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